Die Beichte eines Sünders
Beichten beim Pfarrer der Gemeinde ist schon ein Graus. Besonders wenn es um Lust und Leidenschaft geht. Deshalb verstehe ich Hoeneß, dass er sein Monopoly so lange versteckte.
Wahrscheinlich durfte auch seine Frau nichts von dieser Leidenschaft wissen, die ihm ein Größerer möglich gemacht hat.
Als ich die ersten Meldungen über die Übeltat der Steuersünde hörte, war ich natürlich sehr enttäuscht, denn auch ich habe Hoeneß ob seiner Leistungen und seines Auftretens bewundert. Für mich war mein Held zu einem, wie ich mutiert. Dazu muß ich sagen, dass mir das schon sehr oft passiert ist. Männer, die alle besser waren als ich, entpuppten sich dann nach näherem Kennenlernen, als noch unwürdige, als ich es war und noch immer bin.
Dass die gesamte Presse und die Politiker nun einen Shitstorm gegen Hoeneß losbliesen, hat mich dann doch nachdenklich gemacht, zumal auch weitere Einzelheiten bekannt wurden.
Deshalb habe ich nach Selbsteinsicht mich entschlossen, die Version des Monopoly Spielens bei Hoeneß als Wahrheit anzunehmen:
Wir außergewöhnlichen Männer brauchen ein Spielzeug, von dem keiner was weiß, wir aber unsere Freude daran haben. Nach einer Weile der Freude, bemerken wir überhaupt nicht mehr, dass wir etwas machen, was wir nicht machen sollten. Unser Spiel wird zum festen Bestandteil unseres Lebens, denn wir haben ja keine böse Absicht, sondern wollen damit allen eine Freunde machen.
Das Dumme ist dann nur, wenn uns dann auf die Schulter, oder den Hintern geklopft wird und wir Gefahr laufen, plötzlich erklären zu müssen / sollen, was das für ein Spiel ist, was wir da treiben.
Dann überlegt man Tag und Nacht, wie bringe ich das der Allgemeinheit, meiner Familie und meinen Freunden bei. Die Einen von uns gehen heulend zu ihren Frauen und sagen, dass sie das nie wieder tun werden. Die Anderen hauen auf die Kacke und sagen, dass seid Ihr alle Schuld. Manche gehen dann auch beichten, weil sie etwas sündhaftes bemerken, ohne aber ihre Gedanken geprüft zu haben, denn sie wollten ja etwas Gutes für die Welt damit machen.
Ich habe mir jetzt meinen Hoeneß so rein gedacht, dass er immer geplant hatte, seine Gewinne aus dem Monopoly der Allgemeinheit zu schenken und damit ist er für mich wieder ein Held geworden.
Wenn dann auch dieser Traum platzt, dann ist er wieder das, was er nach der 1. Meldung bei mir wurde, ein ganz normaler Kollege als Mann, ein Nürnberger Würstchen.
Fazit: Wenn schon Beichten, dann nicht in der eigenen Gemeinde:Es hängen viele Ohren am Beichtstuhl.