Die „Treibjagd“, oder die Presse-(Bild),inquisition eines Bundespräsidenten 12.2.2012

Die Jagd ist beendet und hinterlässt einen gewaltigen Scherbenhaufen, den die Treiber aber scheinbar nicht erkennen, oder wahrnehmen wollen.
Es stellt sich aber die Frage, was war der Grund der Jagd und wenn wollte man erlegen.
Es gab keinen erkennbaren politischen, oder moralischen Anlass, die Person des Bundespräsidenten einer moralischen Untersuchung seiner politischen Vorzeit zu unterziehen. Die Mehrheit der Bevölkerung war zufrieden und sah einen etwas provinzlerischen Präsidenten, der auf Zuruf auch den Islam als Teil Deutschlands sah, mit einer attraktiven Frau an seiner Seite, die schon etwas Glanz dem Präsidenten verleiht, wie etwas Carla Bruni in Frankreich.

Christian Wulff im 3. Wahlgang am 30.6.2010 gewählt worden, nachdem Horst Köhler am 30.5.2010 zurückgetreten war.
Am 18.2.2010 hatte Wulff verschieden Fragen der Grünen beantwortet, darunter auch eine zu seinem väterlichen Freund Geerkens, die juristisch zwar richtig war, aber auf eine etwas „rheinische Art“ (Adenauer) verkappt war.

Am 17. August erreichte Der Spiegel durch Urteil des Bundesgerichtshofes Einsicht ins Grundbuchamt von Großwedel und reagierte nicht, obwohl man sicherlich die „Bauernschläue“ der Antwort sah. Als provinzieller Landesfürst war Wulff für den Spiegel eher uninteressant und obwohl Wulff nun ja Bundespräsident war, sahen wohl auch die doch juristisch geschulten Spiegelleute hier kein Thema, welches verfolgt werden sollte. Die Bild Hannover hatte sicherlich diese Sache nicht verfolgt, da der Ministerpräsident samt seiner neuen Frau ja für die Hannover Ausgabe der Bildjournalisten ein Glanzpaar war, welches auch bereitwillig dieses Medium in Anspruch nahm und jetzt als Bundespräsindentenpaar geradezu interessiert war, auf ihre Titelseite zu kommen.
Mit anderen Worten, der Spiegel unterschied zwischen den Taten, die Politiker im Allgemeinen gerade auch in der Provinz täglich vollziehen und Bundespräsidenten, der so etwas auch nicht gefragt worden wäre.
Dann kommt im Dezember / Januar der „Angriff“ der Bild Berlin.
Was hatte Wulff, oder auch seine Frau der Bildzeitung getan, bzw. was war der Grund, oder die Zielrichtung mit diesem Artikel.
Nun gilt die Bildzeitung auch International nicht als Hort für hochwertigen Journalismus, wie z.B. der Spiegel es ist, aber man will auch in dieser Liga gerne mitspielen. Der Chef von Bild, Dickmann war gerade bei der Springer AG abgeblitzt eine höhere Berufung zu erfahren und zürnte wohl seinen Vorreitern.
Hier meine Theorie, frei nach Wilhelm Busch, ohne Bezug auf lebende Personen:
Max, der kluge, wohl formulierende und recherchierende Journalist, mit traditionellem Hintergrund und Moritz, der gerne auch so sein möchte, aber in einer Revolverblattliga seinem Journalismus huldigen muss.
Moritz erkennt eine Chance auf das Niveau von Max und dessen Kollegen zu kommen, dabei noch seinem Chef die verweigerte Anerkennung vielleicht aufpolieren zu können und beschließt, eine Attacke gegen den Provinzler Bundespräsident zu starten. Dabei ist ihm bewusst, was auch Andere an dem Bundespräsidenten negativ sehen: Er ist zwar katholisch, aber geschieden und seine Äußerung, der „Islam gehört auch zu Deutschland“ teilen nicht alle Leser seines Blattes, sowie große teile der CDU, die ja seine Leser sind.
Max und auch Moritz wissen aber, dass wenn Moritz die Sache lostritt, die Anderen aus der gesamten Liga, gerne in die gleiche Kerbe reinhauen, um eine noch größere Beute zu machen: Die Kanzlerin, die ja Wulff auf diesen „Thron“ erhoben hat.

Das fast Unglaubhafte passiert: Wulff, durch eine Lockinformation erschreckt, reagiert sofort, ohne zu denken, ruft den Chef von Moritz an, und lässt auf dem Antwortbeantworter seinen Worten freien Lauf.
Hätte Wulff in Berliner Souveränität überhaupt nicht reagiert, wäre diese Story wahrscheinlich jämmerlich eingeschlafen. So aber zeigte Wulff, dass er doch eine Nummer zu klein war für diesen Berliner Republik und ihren Eigenarten.
Das Ergebnis war nun, dass so langsam alle Heiligen aus ihren Klöstern kamen, um den ihrigen Senf dazuzugeben. Allen voran Oppermann, der schon als einer der Ersten Köhler angefallen hatte, Nahles und die Mutter Theresia, Claudia Roth. Sie alle sahen jetzt die Chance, der Kanzlerin eine Wunde zuzufügen.
Die gesamte Presse und auch die anderen Medien formierte sich, ob der vielen „Verbrechen“ zu einer Großinquisition in der jeder als lauterer Kämpfer der Tugenden auftrat, ohne an den Schaden zu denken, der damit angerichtet wurde:
In der kleinsten Zelle unserer demokratischen Gesellschaft, einer Stadt, sind Einladungen und auch kleine, oder größere Geschenke unter den dortigen „Aktiven“ an der Tagesordnung. Die Bundesrepublik liegt auf Platz 14 auf dem Korruptionswahrnehmungsindex. Der Bundestag hat das Anti Korruptionsgesetz, obwohl vom Bundesgerichtshof eingefordert,
noch nicht verabschieden wolle. Die Bundesrepublik hat damit auch die UN- Konvention nicht unterschrieben.
Aber gegen Wulf werden Dinge an den Pranger gestellt, die seit Gründung der Bundesrepublik Gang und Gebe bei Politikern waren und auch sind, die teilweise sogar unter die Gürtellinie gingen.
Hier einige Auszüge:
“Stern-online 4. Juli 2010,
Wie er seinen Konkurrenten Joachim Gauck dazu eingeladen hat, mit ihm, dem Bundespräsidenten zu kooperieren, war beispielhaft überparteilich. Wie er seinen Vorgänger Horst Köhler in tröstliche Nähe genommen hat, war beispielhaft mitmenschlich. Und wie er die Ziele seiner Präsidentschaft beschrieben hat, war mit Blick auf die derzeitige Verfassung unserer Gesellschaft höchst zufriedenstellend.

„Sie war damals schon ein steiler Zahn“, sagt einer, der im Ort geblieben ist, nostalgisch über die 1,80 Meter große Blondine. „Aber sie ist auch durch die Clubs gegangen… Ist die nicht sogar tätowiert?“, fragt er pikiert, es gehe doch schließlich um die mögliche First Lady. „Das ist ja wohl völlig egal“, so die wütende Replik aus der Ecke der Fortgezogenen. „Sie ist eine moderne Frau, in der man sich endlich mal wieder erkennt. Nicht so was… Altes.“ Das Verhältnis zwischen zustimmendem Nicken und zweifelnden Stirnfalten hält sich in etwa die Waage.
Auch wenn die Unterhaltung bald in Pilsener und Spitznamen-Dropping untergeht – von „Betty“ bis „Brigitte Nielsen“, wen es interessiert -, macht sie doch eines deutlich: Ausgerechnet der konservative Kandidat verspricht, eine unkonventionelle, moderne Frau ins Schloss Bellevue zu bringen. Auch wenn Christian Wulff nicht unbedingt der beste der möglichen Köhler-Nachfolger zu sein scheint, seine Frau hat das Zeug zu einer First Lady, die das Frauenbild in diesem Lande endlich den Realitäten anpassen könnte.”

Als dann als krönender Abschluss dieser Inquisition die Staatsanwaltschaft Hannover nun auch noch diesem Verfahren anschloss, war das Ziel von Moritz erreicht. Wobei hier erwähnt werden sollte, dass wir politische animierte Nachforschungen der Staatsanwaltschaft historisch kennen, ohne diese behandelt zu haben.
Wir können aber bei unserer Geschichte sagen, dass auch dieser teil unserer verschiedenen historischen System ein meist williges Werkzeug war, dessen Geschichte nie für den Teil der Bundesrepublik aufgearbeitet wurde.

Das kritisabelste an dieser Posse ist aber, dass alle, die sich in Talkshows, oder sonst wo dazu geäußert habe, als Erstes betonen, dass es keine Treibjagd der Presse gab. Das zeigt wiederum, dass die Presse sich jeden vornehmen kann und sicherlich schnell, oder auch erst nach genauerem Hinsehen ein Haar in der Suppe findet, um dann eine neue Jagd zu beginnen. Wahrscheinlich ist unsere Kanzlerin eine der ganz Wenigen, der man nicht das Geringste nachweisen konnte und jetzt auf diese Weise doch noch als Mitschuldige an dem Desaster Wulff an den Pranger stellen will.

Als erstes Zeichen sieht man hier die Diskussion um den Nachfolger.
Erschreckend ist dabei die Unkenntnis einzelner Politiker und auch Journalisten über unser Grundgesetz, das sie teilweise Verfassung nennen. Eine Verfassung ist das Grundgesetz aber nicht. Dazu Carlo Schmidt, http://www.youtube.com/watch?v=tRgwIqQUNFs
Leider wurde das, was in der Präambel dieses Grundgesetzes bis 1989 stand, dann doch nicht vollzogen.

Ich bin überzeugt, dass die Kanzlerin eine relativ hohe Achtung von Gauck hat und auch hatte. Sie kennt aber ihre Parteiströmungen und die Eigenarten protestantischer Pfarrer: Viele wollen wie Martin Luther sein und verkünden immer neue Thesen, ob sie nun aktuell was bringen, oder auch alte Hüte sind.
Wenn man die Vita von Gauck aufmerksam liest, http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Gauck, dann könne Zweifel aufkommen zu dem, was er sagt: In dem sogenannten “Unrechtsstaat DDR” konnte er immerhin aus Laune Theologie studieren, nachdem sein Vater von den wahren Machthabern, den Sowjets, abgeholt worden war und erst 1955 durch Adenauers Abkommen mit den Sowjets, ein “normales Leben” leben konnte.

Offensichtlich hat bei dem jungen Gauck keine Auseinandersetzung mit dem sogenannten “3.Reich” stattgefunden. Seine Eltern waren damals Parteimitglieder, wie mein Vater, mit dem ich mich aber darüber auseinandersetzen konnte. Gauck konnte das nicht.’

Die Bundesrepublik und auch die DDR waren Vasallenstaaten der Alliierten. Wir, die Bundesrepublik hatten demokratische Sieger und damit die bessere karte, die DDR hatte die Sowjets, die ihr Land noch straffer kontrollierten, als es in der DDR gemacht wurde und damit die “Arschkarte gezogen, die erst 1989 durch den Einsatz der Bürgerrechtskämpfer und der damaligen Situation in der Sowjetunion, siehe Gorbatschow, beendet werden konnte. Dazu haben aber weder Helmut kohl, noch Irgendeiner von uns eine Leistung erbracht. Das waren alleine die Bürger der DDR und der “tragische Held” Michael Gorbatschow.

In der Vita von Gauck wird erwähnt, dass nicht bekannt ist ob die Staatssicherheit ihn “behandelt” hat.

Wir werden sehen, was mit ihm als Bundespräsidenten an Überraschungen ganz neuer Art kommt und, ob jetzt nicht die Presse neue Ansätze zu einer weiteren Treibjagd findet.

Eins befürchte ich: wir werden durch ihn keine objektive Aufarbeitung der Vergangenheit von Ost und West durchführen, sondern immer nur auf der DDR herumhacken, obwohl sie ja ein Resultat unserer gemeinsamen Vergangenheit war.
Dabei könnte Joachim Gauck wirklich eine große Aufgabe angehen, die noch kein Bundespräsident angepackt hat:
Unsere Gemeinsame Vergangenheit, die auch zu der 40 jährigen Teilung geführt hat, sowie die dadurch unterschiedliche Entwicklung der Deutschen.

Eins geht aber in unsere Geschichte ein: Die Bildzeitung hat den Bundespräsidenten “erlegt”, Moritz hat aber nicht die Liga erreicht, in der Max spielt, aber Max hat erreicht, dass seine Liga jetzt auch nicht mehr schöner spielt, als die von Moritz.
Diese Art der Erlegung hatte auch Anteil am Scheitern der Weimarer Republik und an der darauf folgenden Tragödie. Wir sollten hoffen, dass diese Treibjagd das große Halali des Inquisitionsjournalismus war, den wir in einer modernen Gesellschaft nicht benötigen und auch nicht wollen.
Hierbei wäre auch Investigativer Journalismus gefordert an dem Max und Moritz dann auch auf ihren Ebenen teilnehmen sollten.

Ein Rat von mir an all Nachahmer von Max und Moritz frei nach Boethius: si tacuisses philosophus mansisses.

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